Drei Sätze Einzel, zwei Sieger, kein Verlierer
Bulgarian International 2025

Pascal Cheng und Christian Tomic reißen die Hände in die Luft. Sie lachen. Die Erleichterung ist ihnen ins Gesicht geschrieben. Vor einem Moment waren sie noch Gegner bei den Bulgarian International. Vor einem Moment stand es noch 20:17 im dritten Satz. Crunch-Time!
Es steht noch immer 20:17 im dritten Satz, doch das Match ist längst beendet. Beide ÖBV-Kaderspieler avancieren in den Hauptbewerb in Bulgarien. Wie ist das möglich?
Qualifikationstage liefern meist Überraschungen – Siege, Tränen, Dramen. In Sofia gab es diesmal eine kleine Sensation. Christian Tomic und Pascal Cheng werden diesen Tag nicht so schnell vergessen.
Internes Duell
Tomic setzte sich zunächst gegen Tamino Procida aus Deutschland mit 21:11 und 21:12 durch. Auch Cheng gewann die erste Runde der Qualifikation und ließ seinem Gegner, David Pupko aus Israel, nur sieben Punkte im ersten und acht Punkte im zweiten Satz. In der nächsten Runde folgte das interne Duell: Cheng vs. Tomic.
Nach nur wenigen Stunden Pause gingen die beiden ÖBV-Kaderspieler gegeneinander aufs Feld. Der Sieger steht im Hauptbewerb, der Verlierer kann seine Sachen packen und die Heimreise antreten. Auch Kollegen aus dem ÖBV-Nationalkader nahmen auf der Tribüne Platz, sie wussten um die Wichtigkeit des Duells Bescheid.
Perfektes Timing
Der erste Satz ging an Tomic, der zweite an Cheng. Im dritten Satz hatte Tomic von Beginn an die Nase vorn, mit einigen Punkten Vorsprung spielte er sich durch den Satz. Bei 20:15 ergab sich für Tomic die erste Chance zum Matchgewinn. Ein langer Ballwechsel. Cheng wird gefährlich mit einem Netzroller, wenige Schläge danach hält ihn eine Abwehr hinter dem Rücken im Spiel – und im Turnier. Dann der Smash! Cheng punktet.
20:16. Der Court wird gereinigt, die Spieler haben eine kurze Verschnaufpause. Und der Referee Michael Steiner macht sich in schnellem Schritt auf den Weg zu Platz 1, versucht zu unterbrechen. Doch am Spielfeld sind die Blicke fokussiert, der Puls hoch, die Hände zittrig. Cheng serviert. Tomic katapultiert einen Clear ins Out, kurzer Ballwechsel. 20:17. Referee Steiner stürmt das Spielfeld, reißt die Spieler aus ihrer Welt. Steiner holt sie zusammen, erklärt, dass Tomic den Sprung ins Hauptfeld geschafft hat. Und Cheng auch.
Tomic, der höchstplatzierte Spieler in der Qualifikation, wurde promoted weil offenbar soeben eine Absage eines Spielers im Hauptfeld eingegangen war, damit rückte er nach. Für Cheng war jede Sekunde entscheidend. Er stand seit zwei Ballwechseln auf der Kippe, nur ein Punkt bewahrte ihn vor der Heimreise. Da das Spiel nicht abgeschlossen war, konnte Tomic regelkonform hinaufgestuft werden, weshalb Cheng als Überlebender des Quali-Finales ebenso den Sprung in den Hauptbewerb schafft. Man bedenke: Es stand 20:17 im dritten Satz.
Weiter geht es für Tomic und Cheng am Freitagvormittag. Ebenso im Hauptbewerb starten Ilija Nicolussi, Michael Tomic, Katrin Neudolt, Amelie Turnherr und Jana Weissenbach (Doppel), Sarah Dlapka und Lena Rumpold (Doppel), Armin Sarosi und Lena Rumpold (Mixed).
Text: Gustav Andree